Der Deutsche Verein zur Förderung pflegerischer Qualität e.V. in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen hat eine Veranstaltung: Know-how für Pflegelehrer in Köln organisiert und wir waren eingeladen.
Die Mobilitätskonferenz mit den folgenden Schwerpunkten vorgetragen vom Ehrengast Siegfried Huhn:
- „Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege“
- „Expertenstandard „Mobilitätsförderung“
- „move in – richtig Lagern und Bewegen“.
Am Anfang wirkte die Veranstaltung als Werbung für eine private Hochschule, und für die Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung kurz SBB. Viele, vor allem die jungen Auszubildenden, haben diese nicht erwartete Werbeveranstaltung aushalten können, und sie verließen den Hörsaal nach kürzester Zeit. Aus den Plakaten der besuchten Veranstaltung stach uns im Auge, dass „Wissen und Idealismus sind die Schlüssel für eine qualitätsgesicherte Pflege“ (Siegfried Huhn)
Ich wartete im Hörsaal, dachte mir nur: „Idealismus“ (Er kommt in seinem Durchgang durch seine Bewußtseinsformen nicht nur zu Vernunftsidee als regulativen Bedingungen fortgehender Erkenntnis!) Ist so etwas nicht DAS, was uns Auszubildende in der Pflege, schnell vorgeworfen wird?
Scheint es nicht eher als überrage dies mit der grauen Realität, so dass wir schnell unseren „Idealismus“ vergraben?
Alle warteten voller Erregung auf dem Mann des Tages, „Pflegeprominenz Siegfried Huhn“.
Siegfried Huhn, Mitglied der Expertengruppe der Nationalen Expertenstandards, der Mann, der sich mit Untersuchungen zu Stürzen in der Altenpflege, Entwicklung von Strategien zur Sturzverhütung, Studien zu Essen und Trinken (Möglichkeiten der Dehydratationsprophylaxe) in der Pflege alter Menschen intensiv beschäftigt hat; der Mann, der unzählbare Beiträge, zu den wichtigsten Themen aus der Pflege in der Fachpresse und in Büchern veröffentlichte, stand nun vor mir.
Letztendlich ist es der Mann den jeder Auszubildende mindestens 1-mal in seinem Azubileben gehört hat, und vielleicht, es ist zumindest wünschenswert, nach seinen Erkenntnissen bzw. Empfehlungen, als Pflegefachkraft arbeiten darf.
Ich stellte mir ihn vor, als einen ernsthaften, wenig zu verstehenden Wissenschaftler, mit einem Sprachgebrauch, den niemand so leicht nachvollziehen kann. Und kurz nachdem er die Bühne betrat lachte ich vor Freude. Seine offenen Worte gepaart mit seiner sympathischen Art und Weise fesselten das ganze Auditorium und waren ganz im Gegenteil verständlich.
Er trug sehr überzeugend vor, dass der Kernpunkt nach dem die Pflegekräfte ihrer Arbeit nachgehen sollen das (Fach-)Wissen sein sollte.
Gemessene Pflege kann man nur Leisten, wenn man die Expertenstandards anwendet.
Und traurig ist, bemerkte er, dass nur wenige wissen, wie viele der Expertenstandards es überhaupt gibt. Ebenso kritisierte der Pflegeexperte Siegfried Huhn die Lehrbücher die zur Ausbildung genutzt werden. Da sie sich viel zu wenig mit dem Thema Experten-Standards in der Pflege beschäftigen
Besonders interessant fand ich die Definitionen von Herrn Siegfried Huhn bezüglich der Mobilität bzw. der Mobilitätsförderung und des „Geh-fähig“ seins (diese Begrifflichkeiten standen bisher meist kontrovers zu meinen Definitionen)
Außerdem zitiere ich direkt aus seinem Praxisheft: Mobilität für die ambulante und stationäre Versorgung. Welchen Auftrag hat die Pflege?:
„Mobilität ist selten Gegenstand pflegerischer Kommunikation, konkrete Informationen über Ausprägung und Art der Mobilitätseinschränkungen werden kaum eingeholt und Mobilitätsressourcen nicht ausreichend berücksichtigt. Zumeist handelt es sich um nicht nachvollziehbare Einschätzungen zur Mobilität ohne Selbstauskünfte der Patienten oder Bewohner, und ohne dass die gesammelten Informationen Berücksichtigung im Pflegeprozess finden.“
Ich stimme ihm innerlich zu, dass eine Mobilitätsförderung heutzutage faktisch nicht stattfindet. Leider wird lieber fixiert als zur Bewegung bzw. Mobilität gefördert. Die Pflege möchte die Älteren vor Stürzen schützen, aber sie erkennt nicht, dass ein „Beinahe Sturz“, ein Gewinn für uns als Pfleger sein kann, und zusätzlich, dem Betroffenen (eigentlich Nichtbetroffenen) ist, da er bzw. sie dadurch eventuell erfahren, wo eine Gelegenheit besteht sich zu retten und durch abstützen den Sturz zu verhindern.
Wir nennen uns PflegeFACHkräfte, aber wir verstehen es nicht, dass unser Ziel die Risikominimierung ist, da wir das Problem bzw. Risiko nicht immer ganz beseitigen können. die Alten nicht heilen können. Ich meine, zu dem Aspekt, was wir auch vergessen, dass wir keine Erzieher sind. Statt die Rolle als Berater „Ich helfe jemanden seine Lösung zu finden“ – so laut Hr. Huhn, schlüpfen wir in eine Rolle „Besserwisser“ und geben unserem Klientel die fertigen Lösungen vor, und lassen (oft) keine anderen Strategien bzw. Meinungen zu. So etwas nach dem Motto:
Diese Lösung ist die einzige die es gibt.
Von diesem Tag nahm ich mit, dass die Pflege unbedingt benötigt
- Fachlichkeit – Umsetzung des „Neusten Stand der Künste“
- Forschung (zu eigentlich allen pflegerischen Gebieten)
- Wissensmanagement durch Validierbarkeit
- und dazugehöriger Qualitätsentwicklung