Verleihung der Polonicus-Preise 2018 in Aachen
Gegenseitiger Respekt – dafür steht der stolzer 38 cm großer Polonicus. Eine beflügelte, jugendliche Gestalt ( mir assoziiert sich die Figur mit Mischung aus Chopin und einem Engel) aus Bronze ist an Menschen gerichtet, die ihre eigene soziale und materiale Position mit gleichzeitiger Vertiefung der nationalen Akzente, aufbauen.
Polonicus ist für die polnischen Werte und deren Förderung in Europa, für die Aktivitäten für die europäische Vereinigung, Förderung der europäischen Integration, Schaffung eines positiven Erscheinungsbildes der Polen in der Welt. Eine Idee von Wieslaw Lewicki – ein grauhaariger gebürtiger Pole. Er engagiert sich für die Wiederbelebung der Kultur und die politische Stärkung der polnischen Gemeinschaft.
Der Polonicus wird in vier Kategorien vergeben:
- Kultur
- Polnische Organisation
- Deutsch-polnischer Dialog
- Ehrenpreis
und wurde dieses Jahr zum 10.mal verliehen.
Es ist jedes mal (für mich erst der dritte mal bei Polonicus) hoch emotional, stimmungsvoll und etwas aus anderen besseren Welt- ich weiß es nicht wie genau ich diese Stimmung nennen soll.
Zu den diesjährigen Preisträgern des Polonicus gehören:
Prof. Dr. Rita Süsmuth – deutsche Politikerin, ehemalige Bundestagspräsidentin , langjährige Vorstandsvorsitzende der Deutsch-Polnischen Wissenschaftsstiftung in Berlin, Präsidentin des Deutschen Polen Instituts in Darmstadt. Sie bekam den Polonicus für ihren gravierenden Beitrag in den deutsch-polnischen Dialog unter dem Aspekt europäischer Integration. Nun leider war sie persönlich nicht da, irgendwie skurril – Preis für den Dialog und nicht anwesend um ein paar warme Worte zu sprechen. Auch ihre Video-Botschaft konnte nicht abgespielt werden. Ich finde es gut so und selbst Schuld!
Benedykt und Róża Frąckiewicz, ein sympathisches Ehepaar aus Wuppertal. Er – Dirigent (und Busfahrer) und sie – die erste Solistin des Chors Benedictus e.V. aus Wuppertal. Sie bekamen den Polonicus für die kulturelle Belebung polnischer Organisationen in Deutschland und den Erhalt der Tradition polnischer Chöre in Deutschland. Wir durften deren Liebe zu Musik hautnah erleben. Der Chor hat die Veranstaltung an dem Abend musikalisch begleitet.
Jerzy Owsiak, ein polnischer Aktivist, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Stiftung „Das große Orchester der Weihnachsthilfe“ (WOSP), Organisator der jährlichen Spendenaktion (WOSP Finale) und des Rockfestivals Haltestelle Woodstock ( seit diesem Jahr Pol’and’Rock Festival). Er erhielt den Polonicus für sein bürgerliches Engagement und besonderen Beitrag zur Entwicklung der Zivilgesellschaft. Für mich der Star des Abends, aber dazu gleich mehr.
Mit dem Ehrenpreis wurde dieses Jahr ein polnischer und europäischer Politiker geehrt, ehem. Ministerpräsident der Republik Polen und seit 2014 Präsident des Europäischen Rates – Donald Tusk. Er bekam den Polonicus für sein Lebenswerk. Im eigenem Heimatland ist er nicht geschätzt, vielleicht auch gehasst für den “Verkauf des polnischen Staat”, Verrat der eigenen Heimat, vielen Skandalen, politischen Zirkus und peinlicher Machtführung. Seine Ehrung mit Polonicus hat in Polen für viele Diskussionen und Missverständnisse gesorgt. Es gab sogar Kommentare, dass mit diesem Preis wurde der “Kabarett der europäischen Union gezielt provoziert”.
Dieses Jahr bei der Polonicus Verleihung war nur eins für mich wichtig – Jurek Owsiak – mein Gott der Freiheit, Freundschaft, Solidarität, Gutmütigkeit und Liebe (und Punk-,Rock-, Metall-,Alternativ- und allen anderen Subkategorien der Geschrei -Musik). Er kam mit Dzidzia (-kleines niedliches Baby) , so wird seine Ehefrau genannt, die auch mehrere Preise für ihr Engagement bekam.
Vorgestellt wurde er von der Barbara Borys-Damięcka, Senator RP.
Jurek ist 65 Jahre alt, sieht man ihm aber nicht an, weil im Geiste ist er noch zwischen 16 und höchstens 23! Ich kenne ihm schon aus dem Fernsehn seit ich als Jugendliche (ca. 14) meine Richtung suchte und in seinem Programm “Róbta co chceta” die Richtung gefunden habe. Er hat mich mit seine Liebe zum Punk, Rock und die ganz laute Geschreimusik angesteckt. Ich kann mich noch ganz genau erinnern, als er 1993 zum ersten mal die Wielka Orkierstra Swiatecznej Pomocy (Das große Orchester der Weihnachtshilfe) organisierte um die kardiologische Stationen im Krankenhäusern aufzurüsten. Das ganze Land tobte und feierte die Solidarität. WOSP ist eine große nicht staatliche Wohltätigkeitsorganisation in Polen. An dem Abend der Polonicus Verleihung erzählte Jurek wie er überhaupt zum Fernsehn kam, vor allem bewundernswert ist das, dass er einen süßen Sprachfehler hat.
Jeden ersten oder zweiten Sonntag im neuen Jahr beginnt das große Finale seiner Aktion. Den ganzen Tag sammeln Tausende Freiwillige im ganzen Land Geld für die medizinische Versorgung von bestimmten Gruppen von Kranken, vor allem Kinder, aber auch mittlerweile Senioren. Jedes Jahr werden die Gelder für einen anderen Zweck gespendet. Alle Spender bekommen zum Dank ein Aufkleber – großes rotes Herz mit weißer Schrift – Wielka Oriestra Swietecznej Pomocy . Des Weiteren werden in mehreren Begleitaktionen Gegenstände versteigert, die oft von prominenten Persönlichkeiten wie Musiker, Politiker, Schauspieler, gespendet wurden. Die Geldsammlung findet auch bei polnischen Auswanderern an verschiedenen Orten auf dem ganzen Welt statt. Jedes Jahr werden die Spendenaktionen zum Rekordsumme.
Jurek und sein Orchestra organisiert auch jedes Jahr im August das Rockfestival Haltestelle Woodstock in Kostrzyn nad Odra ( Pol’and’Rock Festival), um sich bei allen Menschen, die bei dem Finale des Orchesters mitgeholfen haben, zu bedanken. Dieses Jahr findet das Festival am 2.3. und 4. August statt.
Als Jurek seine Rede hielt wurde im historischen Krönungssaal des Aachener Rathauses still. Er kam ohne vorbereiteten Zettel. Er sprach über seine Initiative, über alle Menschen, die er über viele Jahre getroffen hat, über Dzidzia, und über das, dass wir alle was unternehmen sollen für was Großes und dabei sollten wir viel Spaß erleben.
An dem Abend konnte ich das letzte Stück von seinem Buch Obgadywanie świata ergattern und natürlich bekam ich höchstpersönlich von dem Meister ein Autogramm mit dem schon legendären Worten Siema.
Hier sein Kommentar zu dem Polonicus Preis vor dem Aachener Rathaus:
https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=887710661417329&id=189787894433544